Richtiges Heizen und Lüften!

Es gibt im Zusammenhang mit Schimmelpilzschäden / Schimmelbefall drei mögliche Ursachen die aber immer mit der Entstehung von Feuchtigkeit zu tun haben.

  1. Mängel in der Bausubstanz z.B. Nichteinhaltung des Mindestwärmeschutzes (mehr)
  2. Falsches Nutzer-Verhalten z.B. falsches Heizen und Lüften
  3. Bauschäden z.B. Rohrleckagen, Mauerwerksrisse usw. (mehr)

Teilweise sind es auch Kombinationen aus mehreren Ursachen. Es geht hier aber hauptsächlich darum aufzuzeigen welchen Einfluss der Gebäudenutzer selbst nehmen kann um das Raumklima und das Risiko der Schimmelbildung zu beeinflussen.
Gesetzliche Vorgaben und der Weg zum Energiesparen haben dafür gesorgt, dass die Gebäude bei Neubau und Sanierung luftdicht und immer besser gedämmt hergestellt werden. Nach neuesten Vorgaben müssen nun auch Lüftungskonzepte für Neubauten mit eingeplant werden. Dies heißt nichts anderes, als dass eine automatische Lüftungsanlage die Aufgabe des regelmäßigen Luftwechsels übernimmt.

Wir sprechen aber in den meisten Fällen über Gebäude ohne automatische Lüftung. Hier muss der Nutzer ran!

Grundsätzliches:

  1. Durch das Lüften werden alle in der Raumluft angereicherten Stoffe aus dem Gebäude befördert. Die Schadstoffe werden verdünnt bzw. bei einem vollständigen Luftwechsel komplett entfernt (100% alte Luft raus, 100% frische Luft rein).
  2. Wie oft gelüftet werden sollte, richtet sich nach der Art der Nutzung
  3. Eine vierköpfige Familie produziert ca. 12 Liter Wasser pro Tag im Gebäude, dieses Wasser muss als Wasserdampf über den Tag verteilt aus dem Gebäude heraus gelüftet werden. Einmaliges Lüften reicht nicht weil die Feuchtigkeit zum großen Teil auch in Textilien, Einrichtungsgegenständen und Bauteilen gespeichert ist und erst nach und nach wieder an die Raumluft abgegeben wird.
  4. Beschlagene Fenster oder Wände sind immer ein Zeichen für zu hohe Luftfeuchtigkeit.
  5. Wenn gelüftet wird, sollte immer ein kompletter Luftaustausch durchgeführt werden.

Es werden zwei grundsätzliche Lüftungs-Situationen unterschieden:

  1. Lüften im Sommer
  2. Lüften im Winter (während der Heizperiode)

Die wichtigsten Regeln:

  1. Beim Lüften sollten gegenüberliegende Fenster mindestens 5 Minuten vollständig geöffnet werden (Stoßlüften)
  2. Die Fenster zum Lüften NICHT in Kippstellung öffnen (geringer Luftaustausch, Auskühlung der Fensterleibung, Schimmelpilzgefahr)
  3. Lüftungsdauer regelmäßig 5-10 Minuten (im Winter 3-5 Minuten)
  4. Wie oft? Abhängig von der Nutzungsart! 4 Personen Haushalt, normale Nutzung ca. 3-4 mal pro Tag, Schulklasse 1 mal pro Stunde
  5. Im Bad die Tür beim Duschen und Baden geschlossen halten, anschließend Fliesen mit Gummiabzieher vom Wasser befreien und Stoßlüften, sonst tagsüber alle Türen offen lassen und während der Heizperiode gleichmäßig heizen
  6. Beim Kochen/nach dem Kochen intensiv lüften (Feuchtigkeit und Gerüche entfernen)
  7. Im Altbau sollten die Möbel an den Außenwänden mit einem Abstand von 8-10 cm aufgestellt werden
  8. Keller im Sommer NICHT tagsüber lüften, die warme Außenluft kühlt im Keller ab und Tauwasser kann sich an den Wänden bilden
  9. Im Neubau muss besonders intensiv geheizt und gelüftet werde um die Baufeuchte zu entfernen, besser ist es professionelle Bautrockner einzusetzen
  10. Nach dem Duschen immer die Fliesen mit einem Gummiabzieher vom Wasser befreien
  11. Im Altbau sollten die Vorhänge min. 10 cm Luft zur Wand haben, nicht in einer Außenwandecke hängen sowie oben und unten etwa 30 cm Luft haben

Richtig heizen und lüften in der Heizperiode (Herbst/Winter/Frühjahr):

  1. Räume speziell im Altbau nicht unter 20°C Raumtemperatur auskühlen lassen, warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen
  2. Auch Schlafzimmer tagsüber auf min. 20°C heizen und in das Lüften einbeziehen, die Feuchtigkeit der Nacht aus den Textilien muss über den Tag weggelüftet werden (ca. 1 Liter pro Person und Nacht)
  3. Auch bei täglicher Abwesenheit der Gebäude-Nutzer die Wohnung gleichmäßig beheizen (sonst Schimmelgefahr)
  4. Auch wenn es draußen nebelig oder regnerisch ist, trotzdem lüften, denn nach dem Aufheizen der Luft kann diese wieder reichlich Wasser aufnehmen
  5. Beim Stoßlüften Heizkörper-Ventile schließen
  6. In jeder Wohnung und in jedem Haus sollte mindestens ein Thermohygrometer zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit und der Raumlufttemperatur installiert werden. Im Altbau sollte in der Heizperiode die relative Luftfeuchte nicht über 50% steigen und die Temperatur der Raumluft nicht unter 20°C sinken! Im Neubau sollte in der Heizperiode die relative Luftfeuchte nicht über 60% steigen und die Temperatur nicht unter 19°C sinken!

Der größte Fehler beim Heizen und Lüften – dauerhafte Kipplüftung

  1. Hier kühlt im Winter die Fensterleibung aus und es kann zu Schimmelpilzbefall kommen
  2. Es wird bei der dauerhaften Kipplüftung viel Wärmeenergie vernichtet
  3. Es kann zu mikrobiellem Befall an der Außenfassade kommen (oberhalb der Fenster)
  4. Es findet kein ausreichender Luftwechsel in den Räumen statt weil der offene Querschnitt zu gering ist

Schlafzimmer im Winter nicht oder nur sehr wenig heizen

  1. Viele Menschen schlafen lieber kühl, wird dann tagsüber nicht ausreichend geheizt (min.20°C) und gelüftet kommt es schnell zu einem Schimmelpilzbefall
  2. Wird die Tür des unbeheizten Schlafzimmers tagsüber offen gelassen, strömt die feuchte und warme Luft aus den anderen Räumen in das Zimmer, hier kann es dann an den kalten Außenwänden schnell zur Tauwasserbildung und damit zu Schimmelbefall kommen.

Wäsche trocknen in der Wohnung, zu viele Pflanzen, 6 Aquarien, 8 Brunnen, … zu viel Wasser im Gebäude!

  1. Mittelmaß ist gefragt! Wird übermäßig viel Wasserdampf im Gebäude produziert und das Heiz- und Lüftungsverhalten nicht entsprechend angepasst kann es schnell zu Schimmel in der Wohnung kommen!

Sollte es am Ende doch zu einem Schimmelbefall kommen, sollten Sie durch einen Fachmann die Ursache abklären lassen. Wir unterstützen Sie gern bei der Gefährdungsanalyse, der Ursachenforschung, erstellen ein Sanierungskonzept und begleiten Sie bei der Sanierung und der Abnahme.